Darknet: So erlangst du Zugang zum “dunklen” Internet
Darknet – das klingt für viele erst einmal dubios; für andere ist es der digitale Inbegriff des Obskuren, Anrüchigen und Verdächtigen. Wer ins Darknet will, so die weitverbreitete Meinung, kann eigentlich nichts Gutes im Schilde führen und bewegt sich automatisch in einer Grauzone.
Doch entspricht das wirklich der Wahrheit? Nur zum Teil. Ja, im Darknet gibt es Anrüchiges und Kriminelles, Marktplätze für verbotene Waren und dubiose Angebote. Es existiert aber auch das Nützliche und Gute: etwa indem es Kritikern totalitärer Regime, Journalist:innen und Aktivist:innen eine vergleichsweise sichere Plattform zur Aufklärung, zum anonymen Whistleblowing und zur freien Meinungsäußerung bietet.
In jedem Fall tut bei einem derart vorbelasteten Begriff Aufklärung gut und not. Was es mit dem Darknet genau auf sich hat, wie du Zutritt erhältst, welchen legitimen Nutzen es haben kann – und wie du dich mit einfachen Mitteln sicher im „dunklen“ Internet bewegst – das erfährst du im folgenden Blog-Beitrag.
Table of Contents
Das Wichtigste in Kürze
Darknet: wie dunkel ist das “dunkle” Netz wirklich?
Das Darknet wird in Medienberichten gern als die Spielwiese für alle Arten krimineller Machenschaften dargestellt: vom Austausch diverser Raubkopien über den Drogen- und Waffenhandel bis hin zum Kindesmissbrauch. Diese Darstellung ist jedoch verkürzt, stark verzerrt und wenig hilfreich, weil sie den technischen Kern des „dunklen“ Netzes verkennt. Im Sinne der Informatik meint der Begriff Darknet nämlich nicht mehr und nicht weniger als eine bestimmte, besonders sichere Form einer Netzwerkverbindung, die auf Anonymität und Abschottung ausgelegt ist.
Abgrenzung und Geschichte des Begriffs
In dieser Form wurde der Begriff Anfang der 1970er in den USA geprägt. Er diente dazu, öffentlich zugängliche Netze von Netzwerken zu unterscheiden, die aus Sicherheitsgründen isoliert wurden. Das Darknet begann seine Laufbahn also als wertfreier Gegenbegriff – als Bezeichnung für ein isoliertes, sicheres Netzwerk ohne unmittelbare moralische Wertung.
Die negative Bedeutung wurde zu Beginn der 2000er von Microsoft-Mitarbeitern angeregt. Sie sahen in isolierten Netzwerken, den Darknets, ein mögliches Hindernis für eine uneingeschränkte digitale Rechteverwaltung und für striktes Digital Rights Management (DRM).

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Diese negative Bedeutung ist bis heute vorherrschend. Sie kommt auch in der Gegenüberstellung mit dem Clearweb respektive Lightnet zum Ausdruck – also dem Teil des World Wide Web, den wir täglich nutzen, dessen Inhalte von Suchmaschinen indexiert werden und der für jede:n mit einem normalen Browser frei zugänglich ist.
Ein großer Teil der WWW-Inhalte – zum Beispiel interne Datenbanken von Firmen, Behörden oder Hochschulen – bleibt jedoch unindexiert und den herkömmlichen Suchmaschinen verborgen. Diesen Bereich bezeichnet man als Deepweb. Die unterste Ebene dieses Deepwebs wiederum ist das Darknet. Die beiden Begriffe werden im Alltag häufig miteinander vermengt, obwohl sich die damit beschriebenen Netze grundlegend unterscheiden – sowohl inhaltlich als auch technisch. Das Deepweb ist zwar schwer auffindbar, aber dennoch prinzipiell öffentlich zugänglich, etwa über spezielle Suchmaschinen oder Logins. Das Darknet ist, wie gesagt, kein öffentliches, sondern ein bewusst isoliertes Netz mit eigenen Zugangswegen, Protokollen und Adressräumen. Aber was bedeutet das konkret?
Das “dunkle” Netz als Spezialform eines Peer-to-Peer-Netzwerks
In der Informatik versteht man unter einem isolierten Netz, dass Nutzer:innen untereinander eine verschlüsselte, nicht für jedermann einsehbare Verbindung herstellen. Die Nutzer:innen sind gleichgestellt und werden deshalb mit dem entsprechenden englischen Begriff als Peers bezeichnet (wahlweise auch Clients). Beim Darknet handelt es sich aus der Sicht von Informatiker:innen um ein Peer-to-Peer- bzw. P2P-Overlay-Netzwerk. Dessen Besonderheit: Die Verbindung zu den anderen Peers wird manuell initialisiert, nicht wie bei herkömmlichen P2P-Netzwerken automatisch über einen zentralen Dienst. Die manuelle Verbindung birgt einige Vorteile, insbesondere in puncto Sicherheit, Kontrolle und Anonymität.
Vorteile & Nachteile des P2P-Overlay-Netzes aka Darknets
Der kardinale Vorteil eines P2P-Netzes ist: Der Datenaustausch zwischen den Teilnehmern, den Peers, entzieht sich weitestgehend der externen Überwachung – egal ob durch Internetgiganten, Werbenetzwerke oder staatliche Behörden. Als solches ist das isolierte Darknet ein mächtiges Werkzeug, um in der modernen digitalen Welt das Grundrecht auf Privatsphäre zu verteidigen und Überwachung zu umgehen; und um die freie Meinungsäußerung zu garantieren.
Besonders wichtig ist das in Krisenregionen oder in totalitär geführten Staaten, in denen das freie Wort unterdrückt und klassische Medien zensiert werden. Das Darknet ist in diesem Sinne der ideale Platz für den Austausch unabhängiger, unzensurierter Informationen – und nicht zufällig ein sicherer Hafen für Regimekritiker, Reporter ohne Grenzen, Whistleblower und Aktivist:innen, die auf sichere Kommunikationskanäle angewiesen sind.

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Naturgemäß haben aber auch Kriminelle diese Anonymität für sich entdeckt und missbrauchen das Darknet für kleine und große Straftaten. Der reine Besuch bzw. die Nutzung des Darknets an sich ist jedoch nicht illegal. P2P-Netzwerke sind nicht verboten, im Gegenteil: Sie werden in vielen seriösen Szenarien eingesetzt, etwa für Software-Distribution oder dezentrale Kommunikation. In Deutschland ist der bloße Zugang zum Darknet grundsätzlich nicht strafbar; entscheidend ist immer, was du dort konkret tust und welche Inhalte du abrufst oder anbietest. Illegal wird es erst, wenn du tatsächlich strafbare Handlungen vornimmst – ganz ähnlich wie im „richtigen“ Leben auch.
Wie bekommst du Zugang zum Darknet?
Wie du gesehen hast, ist Darknet nicht gleich Darknet. Entsprechend existieren auch unterschiedliche Möglichkeiten, um ins „dunkle“ Internet abzutauchen und verschiedene Darknet-Strukturen zu nutzen.
Das bevorzugte Tor zum Darknet – der Tor-Browser
Den Zugang ins „dunkle“ Netz öffnet dir eine spezielle Zugangssoftware. Welche davon du benötigst, hängt davon ab, zu welchem Darknet du Zugang bekommen möchtest. Den Eintritt in Darknets, die dem Filesharing dienen, ermöglichen Programme wie „Turtle“ oder „WASTE“. Die meisten Nutzer:innen suchen jedoch nach einem Darknet mit bestimmten Webinhalten, den sogenannten „Hidden Services“. Zu ihnen erhältst du mit Hilfe des Tor-Browsers Zugang, der auf dem Open-Source-Browser Firefox basiert. Er weist zwei wichtige Eigenheiten auf:
- Die Browser-Einstellungen wurden von den Tor-Projekt-Entwicklern mit dem Fokus auf Sicherheit, Datenschutz und Anonymität gezielt angepasst.
- Das Tor-Netzwerk, zu dem dir der Browser Zugang verschafft, ist ein spezielles P2P- bzw. Overlay-Netzwerk, das auf der Anonymisierungs-Technologie des Onion-Routings beruht – einem mehrschichtigen Verschlüsselungsschema nach dem „Zwiebelprinzip“.
Der Tor-Browser fungiert im Tor-Netzwerk als Client respektive Onion-Proxy. Er baut die verschlüsselte Verbindung mit dem Netzwerk auf – und zwar mit Hilfe einer jeweils aktuellen Liste von verfügbaren Tor-Servern. Nachdem er sich mit dem ersten Server verbunden hat, wird die Verbindung um einen weiteren Server verlängert. So entsteht eine Reihe von „Tor-Knoten“, in der der letzte vom ersten keine Informationen hat. Ab dem Augenblick, ab dem du dich mit dem Tor-Netzwerk verbunden hast, surfst du mit einer anonymisierten IP-Adresse. Zusätzliche Sicherheit bringt der regelmäßige Wechsel der Verbindungen und Knoten.
Den Tor-Browser kannst du auf der Seite des Tor-Projekts herunterladen. Wähle die für dich passende Version – Betriebssystem, Sprache etc. – und installiere den Browser anhand der entsprechenden Anleitung. Achte dabei darauf, stets die aktuelle Version zu nutzen, da Sicherheitslücken regelmäßig geschlossen und Datenschutzfunktionen verbessert werden.

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Das Darknet – die “Hidden Services”
Das Tor-Netzwerk und das Darknet sind aber zwei verschiedene Paar Schuhe. Du kannst den Tor-Browser und das dazugehörige Netzwerk zum Beispiel auch nutzen, um herkömmliche Internetseiten zu besuchen – mit dem Vorteil der höheren Anonymität und Sicherheit im Vergleich zu einem normalen Browser.
Das eigentliche Darknet erreichst du hingegen über spezielle Domains, die in der Regel die Endung „.onion“ tragen. Eine bekannte Anlaufstelle, um Links und Domains des Darknets zu finden, ist das „Hidden Wiki“. Es genügt, den Begriff „Hidden Wiki“ in die Suchmaschine des Browsers einzugeben. Auch auf „Torlinks“ und „Onion Wiki“ findest du regelmäßig aktualisierte Linklisten, die dich tiefer ins Darknet führen. Über sie kannst du die Tiefen und Untiefen des Darknets erkunden – von Foren über Marktplätze bis zu sicheren Kommunikationsplattformen. Dabei ist allerdings große Vorsicht geboten, denn die Qualität und Seriosität der Angebote ist für Außenstehende oft schwer einzuschätzen.
Wie du sicher durchs dunkle Netz surfst
Es gibt einige allgemeine und einige technische Grundregeln, die dir helfen, sicher durchs „dunkle“ Internet zu surfen. Grundsätzlich gilt im Darknet: Sei misstrauisch und traue zunächst niemandem. Das gilt auch für die Informationen, die du im Darknet findest – überprüfe Quellen, sei skeptisch bei Angeboten und lade nichts unüberlegt herunter.
Aus demselben Grund solltest du es unbedingt vermeiden, persönliche Daten im Darknet zu teilen. Das heißt auch, keine Einkäufe im Darknet zu tätigen und keine herkömmlichen sozialen Netzwerke zu nutzen, während du gleichzeitig im Darknet unterwegs bist. Tracker, Fingerprinting-Methoden und andere Überwachungstechniken können hier relativ leicht Daten auslesen und Nutzerprofile erstellen.
Technische Hilfsmittel für deine Sicherheit im Darknet
Neben diesen grundlegenden Sicherheitsregeln sind einige technische Hilfsmittel von großem Nutzen, wenn du das Darknet sicher nutzen möchtest:
Die Virengefahr kannst du minimieren, indem du nicht mit einem klassischen Windows-Rechner surfst. Linux wird im privaten Bereich deutlich seltener als Betriebssystem eingesetzt; außerdem existieren zig Varianten (Distributionen), die von ihrer Programmstruktur her in vielen Bereichen restriktiver und damit sicherer angelegt sind als bspw. Windows. Für Hacker lohnt es sich deshalb weniger, Schadsoftware speziell für Linux-Distributionen zu entwickeln – entsprechend sind klassische Viren dort deutlich seltener.
Surfst du auf einem Windows-Rechner, stelle sicher, dass deine Virensoftware und/oder dein Malware-Scanner aktuell sind. Deine Firewall sollte ebenso hochgezogen sein, und auch Browser, Plugins und Betriebssystem gehören regelmäßig aktualisiert, um bekannte Sicherheitslücken zu schließen.
Nutze zum Surfen im Darknet nie herkömmliche Browser, sondern ausschließlich den Tor-Browser. Er wurde von den Entwicklern speziell adaptiert, um die Sicherheit und insbesondere die Anonymität des Surfens zu erhöhen. Viele Komfortfunktionen, die im normalen Browser praktisch wirken, sind hier bewusst deaktiviert, weil sie deine Privatsphäre gefährden könnten.
Verwende nach Möglichkeit zusätzlich einen VPN-Service wie bspw. Shellfire-VPN. Der Tor-Browser bietet zwar bereits ein hohes Maß an Sicherheit und Anonymität. Ein VPN baut zusätzlich eine stark verschlüsselte Verbindung zwischen deinem PC, Laptop oder Smartphone und einem VPN-Server auf. Deine echte IP-Adresse bleibt für Außenstehende verborgen, und du kannst jederzeit den Serverstandort und damit deine sichtbare IP-Adresse ändern – das verwischt deine Spuren im Darknet und im normalen Internet noch effektiver.
Lade keine eigenen Videos hoch und entferne zur Sicherheit deine Webcam (Alternative: abkleben). Gleiches gilt für das Teilen von Fotos, auf denen dich Bekannte, dein Wohnort oder andere identifizierende Merkmale erkennen könnten. Jede zusätzliche Information macht es potenziellen Angreifern leichter, dich zu deanonymisieren.
Hältst du dich an diese Grundregeln, spricht aus technischer Sicht nichts gegen eine vorsichtige Entdeckungsreise durchs Darknet. Plane dennoch genug Zeit für Recherche ein, lies Sicherheitsleitfäden und vertraue im Zweifel eher auf etablierte Quellen, bevor du sensible Entscheidungen triffst.
Ist das Surfen im Darknet in Deutschland legal?
Grundsätzlich ist das reine Surfen im Darknet in Deutschland legal, solange du dort keine Straftaten begehst oder strafbare Inhalte aktiv abrufst, verbreitest oder anbietest. Weder der Download des Tor-Browsers noch der Aufbau einer Verbindung zu .onion-Adressen ist per se verboten – rechtlich problematisch wird es erst, wenn du dich an illegalen Aktivitäten beteiligst.
In der Praxis bedeutet das: Wenn du dich etwa über unabhängige Nachrichtenquellen informierst, zensurfreie Foren liest oder sichere Messenger-Dienste nutzt, bewegst du dich im Rahmen der Gesetze. Kritisch wird es dagegen bei Inhalten wie kinderpornografischem Material, extremistischen Angeboten, Drogen- oder Waffenhandel oder gehackten Datensätzen – hier machst du dich unter Umständen bereits durch den bewussten Abruf strafbar.
Wenn du auf der rechtlich sicheren Seite bleiben möchtest, solltest du im Darknet besonders sorgfältig auswählen, welche Links du anklickst, keine Downloads aus zweifelhaften Quellen starten und im Zweifel lieber auf Inhalte verzichten, deren Legalität du nicht sicher einschätzen kannst. Dieser Artikel ersetzt keine Rechtsberatung, zeigt dir aber, in welche Richtung du vorsichtig sein solltest.
Warum lohnt sich ein VPN im Darknet zusätzlich zum Tor-Browser?
Ein VPN lohnt sich im Darknet zusätzlich zum Tor-Browser, weil es eine weitere Schutzschicht zwischen deinem Gerät und dem Internet einzieht. Während Tor den Datenverkehr über mehrere Knoten anonymisiert, verbirgt ein VPN bereits davor deine echte IP-Adresse vor deinem Internetanbieter und potenziellen Lauscher:innen im lokalen Netzwerk.
Gerade in öffentlichen WLANs – etwa im Hotel, im Café oder am Flughafen – kann ein VPN verhindern, dass Betreiber:innen des Netzwerks oder andere Gäste erkennen, dass du Tor nutzt oder welche Verbindungen du aufbaust. Zudem lassen sich mit einem VPN Verbindungsabbrüche abfangen: Fällt die Tor-Verbindung kurzzeitig aus, bleibt dein Traffic weiterhin über den VPN-Tunnel geschützt und deine reale IP-Adresse wird nicht versehentlich offengelegt.
Dienste wie Shellfire VPN bieten dir dafür leicht bedienbare Apps für verschiedene Plattformen und Serverstandorte in vielen Ländern. In Kombination mit dem Tor-Browser erreichst du so ein sehr hohes Maß an Anonymität und Datenschutz – vorausgesetzt, du hältst dich zusätzlich an die oben genannten Sicherheitsregeln und gehst achtsam mit deinen eigenen Daten um.
Fazit
Dem Darknet wird vieles, vor allem Schlechtes nachgesagt. Im Wesentlichen handelt es sich aber „nur“ um eine bestimmte Form eines isolierten Netzwerks, das den Nutzer:innen sicheres und anonymes Surfen ermöglicht. Diese Anonymität kann natürlich für ganz Unterschiedliches missbraucht bzw. genutzt werden: um Straftaten zu begehen ebenso wie um sich als Journalist:in, Aktivist:in oder Whistleblower vor politischer Verfolgung und Überwachung zu schützen.
Den Zugang zum bekanntesten Darknet eröffnet dir der Tor-Browser. Wer einige grundlegende Sicherheitstipps beachtet, zusätzliche Schutzmaßnahmen wie ein VPN nutzt und bei Inhalten konsequent kritisch bleibt, kann mit ihm relativ unbesorgt im Darknet stöbern. Außerdem bietet der Browser – insbesondere in Kombination mit einem seriösen VPN-Anbieter – die Möglichkeit, sich auch im herkömmlichen Netz ein Stück der digitalen Privatsphäre zurückzuholen, etwa gegenüber trackenden Werbenetzwerken, neugierigen WLAN-Betreibern oder dem eigenen Internetanbieter.
